f54 hat geschrieben: 13 Okt 2022 10:16
Im Video sehe ich keinen großen Unterschied wo sie den Hügel hochfahren.
Ging mir beim 1. Anschauen anfänglich ähnlich. Bei tieferem Detail-Interesse: öfters hintereinander anschauen, und konzentriert den mündlichen Aussagen des Autors lauschen. Falls nötig, die YT-Untertitel einschalten für besseres Sprachverständnis.
Chad spricht es selbst an, daß man auf den Videos nicht sofort den Unterschied erkennt, danach beschreibt er nachvollziehbar und plausibel, welchen Unterschied im Fahrersitz gespürt hat.
Mein erster Zustimm- und Aha-Moment in diesem Video: sein Hinweis auf mehr (ohne Sperre) und weniger (mit Sperre) Staubaufwirbelungen. "the spinning wheel is digging its own pothole" bringts gut auf den Punkt. Obwohl er auch ohne Sperre recht gut den ersten Testhang hochzukommen scheint, drehen da öfter die Räder durch. Mit Sperre berichtet er von einem souveränerem, gleichmäßigeren, langsameren, weniger durch Traktionsverlust verursachtem holprigen Fahren, was ich im echten Leben offroad auch so erlebt habe.
Weitere Erkenntnisse dazu bringt auch das Betrachten und Zuhören der Kommentare bei der nach den 2 einfachen Testhügeln folgenden, ziemlich heftigen Offroad-Strecke. Da wird in RWD ein Schwierigkeitsgrad gefahren, den die meisten Sprinter-Eigner ihrem "Schätzchen" wohl nicht mal in AWD zumuten würden.
Wenn ich die Sperre nur sinnvoll mit ausgeschaltetem Allrad nutzen kann, dann brauch ich auch keinen Allrad. Kurzum: ohne gesperrtes VTG macht die Hecksperre keinen Sinn
Wieso das? Man kann ja seinen Allrad genau so wie vorher dazuschalten und verwenden. Es kommt nur ein neuer nützlicher Betriebsmodus dazu: RWD + HA-Diffsperre.
Aber ja, Konsens von uns beiden und wahrscheinlich vielen anderen erfahrenen Offroadern/Overlandern: sehr nützlich für die Praxis mit einem offenen VTG ist dessen Sperrbarkeit + eine HA-Sperre. Idealerweise auch eine VA-Sperre dazu. Letztere braucht man aber in der erlebten Reisepraxis vieler Overlander sehr selten. Eher im Offroad-Park oder bei gezielt gesuchten schwierigen Tracks (Veranstaltungen o.ä.).
Bei reinem/echtem starren Zuschaltallrad (wie z.B. beim Serien-Hilux, Buschtaxi LandCruiser HZJ) oder bei Lamellenkupplungen als Verbindung zwischen VA & HA (907 4x4 2022 tod, T6 4Motion usw.) brauchts keine Längssperre, weil es keinen Drehzahlausgleich vo/hi gibt, also auch kein 100 % Traktionsverlust-Risiko, wenn ein Vorderrad durchdreht/in der Luft hängt. Hier bringt bekanntlich die HA-Sperre das entscheidende Plus, ohne Stillstands-Risiko bei einem durchdrehenden Vorderrad.
Nun kann man aber nicht immer alles optimal umsetzen, manchmal kann/will man es sich vielleicht auch nicht leisten.
Eine kostenschonende schrittweise Herangehensweise kann also so aussehen, wie Chad es gemacht hat: Ausprobieren, was mit kleineren/mittleren Kosten an Verbesserung möglich ist. In diesem Fall eine ARB HA-Diffsperre nachrüsten und schauen, wieviel das ich echten Leben schon bringt. Alternativ jene von Iglhaut aus CZ wählen.
Chad geht hier den für andere am besten reproduzierbaren Weg eines guten Analytikers oder Entwicklers, indem er nur eine Variable ändert und sich ausführlich den Unterschied vorher/nachher = ohne/mit Sperre und nur in RWD anschaut. Das Ergebnis kommt in diesem Video auch sehr gut heraus.
Es kann ja auch jeder seine eigenen Schlüsse daraus ziehen.
Sein Fazit: Die RWD-Fahrten mit Sperre waren für ihn als Fahrer angenehmer, langsamer, sicherer und materialschonender als zuvor mit AWD und ohne HA-Sperre. Dieses Fazit ist für mich plausibel, weil es sich mit meinen eigenen Erfahrungen und auch vieler anderer User deckt, deren Testimonial ich in den letzten Jahrzehnten hören/lesen durfte. Und welche mich ebenso lang bei meinen eigenen bereits umgesetzten und zukünftigen Fahrzeug-Optimierungen inspiriert.
Der Erkenntnis-Gewinn aus Chads Experiment (und evtl. dieser Zusammenfassung) kann hilfreich sein für Interessenten oder Eigentümer eines RWD und AWD Sprinter, um mit überschauberen Investkosten ihren Wagen zu einem spürbar besseren Overlander aufrüsten zu können. Wurde auch genau in diesem Thread seitenlang diskutiert, und sollte allen Suchenden etwas mehr Klarheit verschaffen.
In Kombi mit VTG-Sperre oder Lamellenkupplung sicher besser nutzbar. Aber auch mit 907ern mit dem "alten" Werksallrad sinnvoll einsetzbar. Mögliche Betriebsmodi ohne VTG-Sperre dann:
V1: normale Alltags-Fahrten ohne Allrad, ohne HA-Sperre
V2: anspruchsvollere Alltags-Fahrten z.B. im Schnee, oder auf Asphalt mit Anhänger: Allrad mit offenem VTG ohne Sperre zuschalten, Traktionskontrolle mit Bremseingriffen arbeiten lassen. Sehr bequem, ggf. starke Erhitzung/Verschleiss Bremsanlage, Fahrzeug verliert "Schwung" bzw. kann "ruckeln"/langsamer werden anstatt flüssig durchzuziehen. Eher für kürzeren Einsatz ideal, kostengünstig umzusetzen.
V3: schwierigere/längere Strecken offroad: HA-Diffsperre zuschalten, Allrad bleibt aus, kein ETS/keine Bremseingriffe und keine Überhitzung der Bremsen. Aber (siehe Video Chad) für die meisten Situationen bereits ein angenehmeres/schonenderes Fahren als mit Allrad+ETS+ohne HA-Sperre
V4: Allrad + HA-Sperre aktivieren, ETS schaltet ab, evtl. kann das stehende Fahrzeug bei einem Vorderrad in der Luft nicht mehr anfahren, weil das offene VTG das ganze Drehmoment auf das durchdrehende Rad umleitet und ETS es nicht einfangen kann/darf. Solange sich das Fzg. aber noch bewegt, sollte auch dieser Modus gut funktionieren, müsste jeder für sich selbst austesten.
Ich persönlich habe diesen Modus V4 mit unserem von Toyota Nestle auf den J15-Permanentallrad umgebauten Hilux ausgiebig offroad ausprobiert und für gut befunden: In engen Kurven schiebt der Wagen mit nicht gesperrtem offenen VTG nicht so stur geradeaus, kommt besser ums Eck.
Wer in der Praxis herausfindet, daß er zu oft mit nur den o.g. Möglichkeiten stecken geblieben ist und sich stundenlang ausbuddeln oder bergen musste, kann ja nachher noch (viel) mehr Geld investieren, und z.B. bei Oberaigner eine VTG-Sperre mit stärkerer Reduktion nachrüsten lassen.
Ja, das wäre von Haus aus das Optimum, aber kostet eben viel mehr, und ist oft einfach nicht nötig für einen bereits sehr guten Reise-Sprinter im Schlechtwege-Einsatz. Genügend Bodenfreiheit und gute/größere AT-Bereifung vorausgesetzt.
Allzeit gute Fahrt und Traktion wünscht Julius
Energieberater in Salzburg. Freizeit: wandern, Berge, Pedelec, 4x4, Reisen. In Vorbereitung: Bestellung + Camper-Ausbau 419 4x4 L2H2. Derzeit: T6.1 Cali 4M DSG mit div. Offroad-Erweiterungen. Vorher: Hilux 3.0 Nestle Umbau auf Permanent-Allrad des J15 LC