W906 Wohnmobil, Sturzeinstellung

Mercedes Sprinter 2 (Typ NCV3, Baumuster W906) & VW Crafter 1 - ab 2006 bis 2017 bzw. 2018
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mtrc
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W906 Wohnmobil, Sturzeinstellung

#1 

Beitrag von mtrc »

 Themenstarter

Hallo zusammen,

unsere Reifen müssen dringend gewechselt werden. Vorne ist die Abnutzung Vorne rechts außen sehr stark.
Über die Sturzeinstellung und welche Einstellung sinnsoll ist, wurde hier bereits viel berichtet.
W906, 316CDI, teilintegriertes Wohnmobil, 3,5to, 7m Länge, Alko Tiefrahmen-Chassis, Schaltgetriebe, Heckantrieb. Vor 2 Jahren glücklicherweise komplett auf Marquardt Dämpfer mit höherer Zugstufe umgerüstet wegen Sprinterwohnmobiltpyischem schwammigen Fahrgefühl.

Die Mercedes Werkstatt meinte bei der letzten Inspektion noch, dass dies beim W906 relativ normal sei und man schon die Spur und den Sturz nachgemessen habe, es sei alles in Ordnung und seit der vorherigen Inspektion richtig eingestellt.
Ist daran wirklich das Fahrverhalten Schuld? Die elend vielen Kreisverkehre in Frankreich? Ich meine, wie soll ein Sturz das ausgleichen, wenn man meist links-Kurven fährt? Kreisverkehre sind zumindest eine stark asymmetrische Belastung.

Nochmal einen Gang-zurück, für Anfänger: Wofür ist der Sturz überhaupt? Dient der ausschließlich der gleichmäßigen Belastung im Geradeauslauf oder soll der Sturz die durchschnittliche Abnutzung des Reifens gleich verteilen? Dann wäre eigentlich bei Sturz +-0° klar, dass Reifen durch jede Kurve außen mehr leiden. Daher stellt man üblicherweise schon leicht negative Stürze für besseres Kurvenverhalten ein.
Was ich von einem Sprinter-Kenner erklärt bekommen habe und auch hier im Forum zur Bestätigung gelesen habe, dass man beim W906 standardmäßig gar nicht den Sturz einstellen kann, wenn man nicht die teure :) Investition angeht und die Excenter-Schraube nachrüstet. Daher kann das eigentlich nicht sein, dass unsere Werkstatt den Sturz eingestellt hat.

Soll ich beim nächsten Mal darauf bestehen, dass man die Excenter-Schraube nachrüstet und den Sturz nochmal einstellt? Ich meine, bevor wir nun neue Reifen aufziehen hat man doch die einmalige Chance am Reifen zu sehen, wie gut der Sturz eingestellt ist...

Vielleicht sollte man für Frankreich rechts andere Reifen fahren als links... Gott sei Dank in Deutschland nicht erlaubt. :D :D
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hljube
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Re: W906 Wohnmobil, Sturzeinstellung

#2 

Beitrag von hljube »

Die Exzenter kosten meine ich 13 Euro pro Seite... das sollte man verkraften können wenn man Marquard Dämpfer nachrüstet.
Hätte da ja eigentlich eh passieren müssen, den der Sturz ist sonst eben nicht einstellbar.
A0019907700 ist die Nummer
MFG
Julian

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-2012er W906 313 L2H1
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Exilaltbier
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Re: W906 Wohnmobil, Sturzeinstellung

#3 

Beitrag von Exilaltbier »

Ist das nicht eine Sache der Einstellung des korrekten Lenkrollradius? Die Neigung beim Einlenken, damit der Reifen in Kurven gleichmäßig Fahrbahnauflage hat. Und natürlich des korrekten Luftdrucks!

https://www.wheel-size.com/calc/?wheel1 ... 0mm&sr=0mm

Dieser Punkt muss wohl auf 0 gehen und nicht nach innen oder aussen wandern

Bild
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v-dulli
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Re: W906 Wohnmobil, Sturzeinstellung

#4 

Beitrag von v-dulli »

Exilaltbier hat geschrieben: 11 Sep 2023 19:56 Ist das nicht eine Sache der Einstellung des korrekten Lenkrollradius? Die Neigung beim Einlenken, damit der Reifen in Kurven gleichmäßig Fahrbahnauflage hat. Und natürlich des korrekten Luftdrucks!

https://www.wheel-size.com/calc/?wheel1 ... 0mm&sr=0mm

Dieser Punkt muss wohl auf 0 gehen und nicht nach innen oder aussen wandern

Bild
Sturz und Lenkrollradius sind 2 verschiedene Parameter mit unterschiedlichen Auswirkungen auf das Fahrverhalten.
Der Lenkrollradius hat keinen Einfluss auf den Reifenverschleiß.

Die Dämpferbeine vorne lassen sich nicht erneuern ohne dass Spur und Sturz eingestellt werden müssen.
Bezüglich Sturz hat es Mal die Vorgabe gegeben, innerhalb der Toleranz, den unteren/ negativeren Wert einzustellen.
Gruß aus OWL
v-dulli (Helmut)
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mtrc
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Re: W906 Wohnmobil, Sturzeinstellung

#5 

Beitrag von mtrc »

 Themenstarter

Hm. Kann man aufgrund des ungleichen Reifenverschleisses schon behaupten, der Sturz sei nicht richtig eingestellt?
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v-dulli
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Re: W906 Wohnmobil, Sturzeinstellung

#6 

Beitrag von v-dulli »

mtrc hat geschrieben: 12 Sep 2023 09:20 Hm. Kann man aufgrund des ungleichen Reifenverschleisses schon behaupten, der Sturz sei nicht richtig eingestellt?
Wenn beim Dâmpferwechsel die Vorderachse nicht/ nicht richtig eingestellt wurde, ist das durchaus möglich. Die Kombination aus zu viel Sturz + Vorspur kann die Außenkannten der Reifen verstärkt abrubbeln.
Gruß aus OWL
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Re: W906 Wohnmobil, Sturzeinstellung

#7 

Beitrag von ProfessorAllwissend »

Hallo an alle,

zur Spur-/Sturz-Einstellung hier ein paar Anmerkngen aufgrund meiner persönlichen Erfahrung mit abgefahrenen Seitenkanten der Reifen:

Ich hatte das Problem, daß innerhalb von ca. 2 Wochen die Außenkante des rechten Vorderrreifens (Und nur diese!) extrem weit abgefahren war.

Nach diversen Recherchen habe ich folgende Probleme am Fahrzeug festgestellt:

-Reifendruck auf der Vorderachse viel zu gering
-Federnzustand auf der Hinterachse ungleich, siehe Liste, rechtsseitig trotz nahezu gleichem Gewicht pro Rad wesentlich geringere Höhe(ca. 3cm Differenz)

(alle Höhen von Straßenoberfläche gemessen)
Position: vorn links vorn rechts hinten links hinten rechts
Höhe UK Radkasten/cm 80.0 80.5 80.0 77.0
Reifendruck vor füllen/Bar 2.6 2.5 3.6 3.7
Reifendruck nach füllen/Bar 4.0 4.0 4.1 4.1
Höhe UK Radkasten/cm 80.5 81.5 80.0 77.4
Reifenlast/kg 840.0 740.0 980.0 880.0
(Reifenlast/Gewicht pro Reifen mit Fahrer, d.h. ca. 100kg mehr auf linker Fahrzeugseite)

Zusammengenommen und die unten angeführten Einflußgrößen auf dis Fahrzeugachse berücksichtigt:

Der zu geringe Reifendruck auf der Vorderachse zusammen mit der rechtsseitig hinten ca 3cm tiefer liegenden Karosse hat eine(n) extrem hohen Sturz/Spur am rechten Vorderrad verursacht, daher der extreme Abrieb am Rad vorn rechts außen.

Es gibt wenigstens 17 verschiedene Punkte (siehe unten), die bei Problemen mit den Reifen bzw. des Fahrverhaltens zu berücksichtigen sind.

Bei mir hat das (natürlich) Wechseln der kompletten Bereifung geholfen, zumal davor auf Vorder- und Hinterachse verschiedene Reifentypen verbaut waren.
Außerdem habe ich ein TPMS(Tyre Pressure Monitoring System) installiert, also eine externe Reifenluftdrucküberwachung.
Leider hatte mein Sprinter diese nicht ab Werk, da Transporter und kein PKW.
Seitdem habe ich keine Probleme mehr mit ungleichmäßigem oder zu starkem Abrieb.
Die ungleiche Höhe auf der Hinterachse ist nach wie vor vorhanden, aber seit dem ausreichendem Reifendruck vorn ist der Einfluß auf die Vorderreifen nahezu vernachlässigbar.




Einflußgrößen auf die Fahrzeugachse/Geometrie:
(Quellen aus dem Internet, Wikipedia sowie verschiedene andere , u.a. Büros für Fahrzeug-Karosserievermessung)
-Einbaulage des Motors(Getriebe->Gelenkwellen->Hinterachsmittelstück)
-Knickwinkel:
hier: der Bewegungsbereich der beweglichen Verbindungen im Antriebsstrang, z.B. Kreuzgelenk, Verbindungen an der Kardanwelle
-Spur:
Die Spur ist die (für das Spurhalten bedeutsame) Stellung von linkem und rechtem Rad zueinander – nicht ganz parallel in Fahrtrichtung.

-Radstand:
Abstand zwischen den Auflagepunkten"Aufstandspunkten" der Räder zweier Achsen

-Lenkachse(1-spurig, 2-Radfahrzeuge, üblicherweise rückwärts geneigt):
-Spreizung/Spreizachse(2-spurig, Automobile, üblicherweise vorwärts geneigt):
Drehpunkt(Nabe) der Lenkbewegung , üblicherweise nicht senkrecht zur Fahrbahn, sondern geneigt aus der Senkrechten um 90° - Lenkkopfwinkel

-Lenkkopfwinkel(1-spurig, 2-Radfahrzeuge):
-Nachlaufwinkel(2-spurig, Automobile):
Winkel zwischen der Lenkachse und der Waagerechten(Auflage aller Achsen, OK Fahrbahn)

-Radsturz
Der Radsturz ist die von der Senkrechten abweichende Neigung eines Rades.

-Nachlauf/Nachlaufstrecke(1-spurig, 2-Radfahrzeuge):
-Lenkrollradius(2-spurig, Automobile):
Distanz zwischen dem Auflagepunkt des Rades"Aufstandspunkt" und der auf den Boden verlängerten Lenkachse "Spurpunkt"

-positiver Nachlauf:
Spurpunkt liegt vor dem Aufstandspunkt, freiwilliges Eindrehen des Rades in die gerade Rolllinie bei Vorwärtsbewegung

-negativer Nachlauf:
Spurpunkt liegt hinter dem Aufstandspunkt, ???

-Spurdifferenzwinkel
ist die Winkeldifferenz, um die das kurvenäußere Rad gegenüber dem kurveninneren Rad weniger weit eingeschlagen wird.

-geometrische Fahrachse:
ist die Winkelhalbierende der beiden Einzelspuren hinten, ist diese <>0, läuft seitlich gesehen ein Rad einer Achse
dem anderen Rad der gleichen Achse voraus bzw. hinterher

-Fahrachswinkel:
ist der Winkel zwischen der Fahrzeugsymmetrieachse und der geometrischen Fahrachse

-Radversatz(bezogen auf linkes Vorderrad)
ist der Winkel, um den das Rad einer Achse gegenüber dem anderen nach vorne bzw. nach hinten versetzt ist.
Zu unterscheiden ist der Radversatz an der Vorder- und Hinterachse.


Punkte zur Kontrolle bei Problemen mit Radverschleiß/Problemen mit dem Fahrwerk:

-Reifendruck!
-Bereifung
-ev. Aufschaukeln durch nicht ausreichende Ladungssicherung
-Links<->Rechts-Verkehr(->Neigungswinkel der Straße, in der Regel 2,5% Seitenneigung->ungleiche Reifenabnutzung)
-Zustand der Federn + Stoßdämpfer
speziell Vorderachse:
-Vorspur/Einzel-/Gesamtspur
-Radsturz
-Nachlauf
-Spreizung
-Spurdifferenzwinkel
-Winkel der Radaufhängungen
-Radversatz(bezogen auf linkes Vorderrad)
-Servolenkung
speziell Hinterachse:
-Spur
-Sturz
-Fahrachswinkel
-Winkel der Radaufhängungen

Grüße aus Brandenburg
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Frrroschi
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Re: W906 Wohnmobil, Sturzeinstellung

#8 

Beitrag von Frrroschi »

...auch wenn die Werkstätten sich noch so bemühen werden sie Spur und Sturz nie ausreichend genau einstellen können. Die Messfehler der superteuren Messsysteme sind dafür zu groß. Das beginnt bereits beim montieren der Messköpfe an den Felgen. Ist die Felge dreckig oder ist das Aussenhorn etwas unrund ist die Einstellerei schon zu vergessen. :D
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v-dulli
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Re: W906 Wohnmobil, Sturzeinstellung

#9 

Beitrag von v-dulli »

Frrroschi hat geschrieben: 20 Sep 2023 11:43 ...auch wenn die Werkstätten sich noch so bemühen werden sie Spur und Sturz nie ausreichend genau einstellen können. Die Messfehler der superteuren Messsysteme sind dafür zu groß. Das beginnt bereits beim montieren der Messköpfe an den Felgen. Ist die Felge dreckig oder ist das Aussenhorn etwas unrund ist die Einstellerei schon zu vergessen. :D
Falsch!
Für gewöhnlich geht man bei MB direkt auf die Radnabe - dafür gibt es Löcher in der Felge. Ist das, warum auch immer, nicht möglich, gibt es die Möglichkeit der Fehlgeschlagkompensation, dann muss man halt die Messköpfe kalibrieren.
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor v-dulli für den Beitrag:
der.harleyman (20 Sep 2023 21:46)
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