farnham hat geschrieben: ↑25 Jun 2023 20:40
Ich denke jedenfalls, dass das oberflächliche Reinigen ganz sicher auch relevant ist, aber die Ursache liegt entweder in der Lagerung oder in einer zu schwachen Feder. Die Existenz eines schließenden Motors, wie in einigen Beiträgen weiter oben erwähnt, würde ich anzweifeln - das Ventil wird definitiv nur elektrisch (vermutlich nur elektromagnetisch mit PWM-gesteuertem Spulenstrom) geöffnet und schnappt bei PWM=0% stumpf durch Federkraft zu. Oder auch nicht. Oder halt verzögert. Das es bei genügend Dreck gar nicht mehr auf geht, ist natürlich auch denkbar.
Ich bitte zu verzeihen, dass folgende Ausführung mangelnder Fachkenntnisse vielleicht etwas schwammig formuliert sind.
ACHTUNG... Es wird ausführlich:
Ich war beim letzten Austausch des AGR Ventils vor Ort dabei, zusammen mit dem Außendienstmitarbeiter, der den Austausch vornahm.
Ich habe das AGR Ventil also gesehen, sprich im verkokten Zustand und mir einige Dinge hierzu zeigen und erklären lassen.
Das im Anhang zu erkennde schwarze Bauteil, ist der AGR Rücksteller aka. Rückstellmotor.
Diese wurde zwischen 2020 und 2022 bei mir mehr als 10x ausgetauscht (leider kein Witz), bevor die Reinigung dies ablöste.
Die extreme Verkokung findet zwischen dem Gehäuse (Fläche hinter Schaufelrad) und dem 3 flügligen Schaufelrad statt.
Hinter den 3 Flügeln befinden sich 3 Ausparungen, die je nach Drehung der Flügel wenig, mehr oder ganz offen sind.
Je offener, desto höher der prozentuale Anteil an Abgasen, die zurückgeführt werden.
Die Software versucht eine extrem feine Regulierung zu erreichen, teilweise nur wenige Prozentpunkte mehr auf/zu zum vorherigen Zustand.
Die Zustandsänderung betrifft teilweise mehrere Regulierung innerhalb einer oder weniger Sekunden.
Die Steuerung des Rückstellmotors selbst erfolgt über die Erhöhung/Senkung der Spannung, wenn ich dies richtig verstanden habe.
Nunmehr zum Problem...
Das Verkoken des Ventils ist erstmal normal.
Die zunehmende Verkokung bewirkt allerdings, dass eine feine Regulierung, also ein ganz leichtes Drehen des Schaufelrads nicht mehr funktioniert, bsp. 5% Rückführung.
An dieser Steller klemmt das AGR Ventil bereits.
Die Sensoren liefern die Daten und die Software bemerkt, dass keine Änderung eingetreten ist und bewirkt eine erneute Regulierung, bsp. 7% Rückführung.
Der Stellmotor kann das Schaufelrad noch immer nicht bewegen, es klemmt durch die Verkokung.
Es erfolgt der erneute Regulierungversuch, bsp. 11% Rückführung - mit anderen Worten wird die Spannung des Rückstellmotors erhöht (mehr Spannung, höhere Kraft).
Die Spannung des Motors reicht nun aus und öffnet und bewegt das Ventil schlagartig, allerdings deutlich weiter als es die 11% Rückführung erfordert.
Grund dafür ist die Spannungserhöhung des Rückstellmotors, um das Ventil zu bewegen, dass bis jetzt noch geklemmt hat.
Das "Aufspringen" des Ventils bewirkt, dass zu viel Abgase zurückgeführt werden und die Software erneut reagiert und die Regelrate deutlich senkt.
Das permanente Hin- und Herspringen des Ventils und die damit verbunden Schwankungen schaukeln sich zunehmend auf (bis hierher noch nicht spürbar).
So wurde mir der Sachverhalt bis hierher erklärt.
Ab einem gewissen Punkt, einer gewissen Überschreitung/Unterschreitung der Werte, löst die Software die Schließung des Ventils aus und lässt die Abgase
über das Beipassventil entweichen. Das resultiert in einem vollen Ladedruckverlust. Das Geräuch der entweichenden Luft durchs Beipassventil ist deutlich
als lautes Zischen wahrzunehmen und wurde von vielen Kunden und Werkstattmitarbeitern beim Fahren gleichermaßen bemerkt/beanstandet.
Das war dann der wahrnehmbare starke Ruckler oder wie bei mir mehrere Ruckler direkt hintereinander (je nach Verkokungsgrad).
Jetzt wird's interessant!
Die zunehmende Verkokung wird verschlimmert durch die Schwankungen und Regulierungsversuche der Software.
Dabei haben wir bei Testfahrten mit angeschlossenem Diagnosegerät festgestellt, dass das AGR Ventil
IMMER zu weit offen steht, sprich weiter offen als SOLL.
Damit werden kontinuierlich mehr Abgase zurückgeführt als der Sollwert zulässt.
Besonders beim kalten Diesel und unter Volllast führt das wiederum zu noch intensiver Verkokung des Ventils und damit verbunden klemmt oder hängt das Ventil noch öfter.
Die Ansteuerung wird noch problematisch und IST und SOLL-Werte weichen noch weiter voneinander ab -> mehr Schwankungen -> mehr Ruckler -> mehr Verkokung -> usw.
Gleichermaßen findet eine übermäßige Verkokung des Brennraums statt und die Auswirkungen auf den DPF sollten klar sein.
Währrend das Regenerationsprozesses des DPF darf man sich eines geschlossenen AGR Ventils erfreuen und ohne Ruckler fahren.
Wer's geschafft hat bis hierhin aufmerksam zu lesen, wird feststellen, dass es sich um einen Teufelskreis handelt.
So versteht man vielleicht auch, warum die wiederkehrenden Ruckler häufiger und schlimmer werden und das AGR Ventil schlussendlich komplett klemmt und damit "ausfällt".
Bildhaftes Ruckeln sichtbar:
https://www.youtube.com/watch?v=37sDjBH ... L&index=37
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Nochmal der Hinweis, dass ich kein ausgebildeter Autoschlosser-/mechatroniker bin.
Es handelt sich um Erinnerungen aus Gesprächen und Schriftverkehr zwischen Werk, Entwicklungsabteilung, Außendienstmitarbeiter und mir.
Meine technische Versiertheit und kontinuierliches "Generve" meinerseits, was, wie, wo und wann (nicht) funktioniert und warum, brachten diese Erkenntnisse.
Ui ui ui... und es ist ein Roman geworden.